Forschung

Welttexte –
Panta Rhei
Interaktive VR-Experimente
Prof. Anja Stöffler
In der 360°-Virtual Reality-Anwendung „Welttexte. Part 1 – Panta Rhei“ setzt das Institut für Mediengestaltung der Hochschule Mainz die Visualisierungsmöglichkeit durch Head-Mounted-Displays ein. Durch Medialisierung und Digitalisierung im beginnenden 21. Jahrhundert erfahren die gestalterischen Möglichkeiten von Schrift und Typografie ungeahnte zusätzliche Erweiterungen und Erfahrungen.
Durch das Zusammenführen von Text (Bild), Ton und Raum wird die Gestaltung und somit auch die Vermittlung von Inhalten vor neue Herausforderungen gestellt. „Welttexte immersiv“ versteht sich als ein Experimentier- und Forschungsfeld unter Einbeziehung dieser neuen technischen Entwicklungen.

Mit der Installation treten wir aus den uns bekannten Bezugsrahmen „Papier und Screen“ heraus und nutzen die Innensicht einer VR-Brille. Entgegen häufiger Anwendungen wird hierbei Realität nicht kopiert, sondern es entsteht ein völlig neuer kontemplativer Raumeindruck, der zum Erkenntnis- und Meditationsraum werden kann.
Im Beispiel „Panta Rhei“ befindet sich der Betrachter in einem scheinbar schwere- und dimensionslosen typografischen Raum mit Auszügen aus dem Meditationstext des „Jap Ji Sahib“.

Interaktionskonzept
Der Betrachter nimmt einen turm- und tunnelartigen Textraum mit Universen von Sätzen wahr, die durch Interaktion mit Controllern in ihrer Position und Anordnung verändert werden können. Das Interaktionskonzept vermeidet Komplexität und ermöglicht dadurch den Zugang zu allen Altersgruppen. Die Interaktion erfolgt in Echtzeit.
Zielsetzung ist eine direkte Verbindung mit der Textebene und subtile Unterstützung der Bedeutungsebenen des Textauszugs.
Insgesamt stehen vier Level mit unterschiedlichen Aktionsmöglichkeiten zur Verfügung. Worte und Textzeilen können in verschiedene Richtungen bewegt, vergrößert, neu positioniert und lesbar gemacht werden.
Sätze wie z.B. „Denken, Denken, soviel Denken lässt es uns nicht begreifen“ vermitteln durch Rechts- oder Linksdrehungen den Eindruck, dass der/die Betrachter/in sich selbst in einer Textspirale befindet und durch Eigenbewegung im Raum diese Gedanken begreifbar werden. Von Besonderheit ist auch ein mögliches Durchschreiten der Lettern/Texte und somit gelingt der Blick auf deren Außenansicht (Durchdringung der Gedanken). Einem „Wort-Universum“ vergleichbar, können in einem weiteren Level, ausgewählte Worte zu Sätzen vervollständigt werden.
Der Innenblick des/der Akteurs/Akteurin ist immer zeitgleich auf einer Projektionsfläche im Ausstellungs- (Außenraum) sichtbar und ermöglicht auch Außenstehenden Teilhabe an der Erfahrung im aktiven Umgang mit dem Textauszug.

Audiogestaltung
Die Audiogestaltung reagiert subtil auf jegliche Form der Interaktion mit der Schrift im virtuellen Raum und geht gewollt über reine Untermalung hinaus. Die unterschiedlichen Interaktionslevel weisen eine jeweils eigene audiovisuelle Tonästhetik auf (Klangdesign, Tonfrequenzen, Position der Klänge u.a.) und unterstützen somit die textliche Aussagen.
Die Textebene ist vergleichbar mit einem Rückkanal und das Denken kann regelrecht durchdacht und erfahren werden – ein räumliches Experiment und Erlebnis, das zugleich mehrere Sinne berührt und diese öffnet.
Realisierung
Institut für Mediengestaltung, Hochschule Mainz
Künstlerische Gesamtleitung: Anja Stöffler
Dank an Cecilia Wilhelm
Produktion: Manfred Liedtke
Storyboard: Mikhail Eduardovic Svyatskiy
3D Animation: Igor Posavec, Ferdinand Lotz, Lukas Kölz, Christian Kandler
Programmierung: Robin Huse, Ferdinand Lotz
Audiogestaltung: Ute Engelhardt
Präsentationen (Auswahl)
Gutenberg-Museum, Mainz: Medienausstellung ‚Akademos. A Place for Pootes and Philosophers‘: 24.11. 2016 verlängert bis 31. März 2017
Gutenberg Universität und Hochschule Mainz: Digitale Tage 2017
Wissenschaftsmarkt Mainz, Ausstellung Institut für Mediengestaltung, 2017