Forschung

Internationales Bewegtbild Archiv –Moving Types

Prof. Anja Stöffler

Aufbau einer digitalen Plattform zum Wissenstransfer

Ausgangspunkt des z zg ist das umfangreiche und einzigartige Archiv „Zeitbasierte Typografie – Moving Types“. Darin befinden sich aktuell über 800 internationale Bewegtbildarbeiten am Standort in Mainz. Ergänzt wird das Archiv mit zahlreichen Interviews internationaler Gestalterpersönlichkeiten und filmischen Vertiefungsebenen zum Thema. Stöffler und Dringenberg haben seit über 10 Jahren Beispiele animierter Schriften im Bereich Film/TV, in der Werbung, im Internet und im öffentlichen Raum zusammengetragen – von den Anfängen des Films bis zum vernetzten Internet der Dinge oder aktuellen AR/VR/AI Anwendungen. Damit ist das Archiv ein viel beachtetes State-of-the-Art-Kompendium und Who-is-Who der Branche sowie eine oft zitierte Geschichte visueller Animation von den Anfängen des Films bis ins beginnende 21ste Jahrhundert. Auf Basis dieses weltweit einzigartigen Archivs zur Geschichte und Entwicklung bewegter Schrift über alle Formen medialer Kontexte hinweg entstand die mehrfach gezeigteund ausgezeichneteWanderausstellung „Moving Types – Lettern in Bewegung“.

Ausgehend von der interaktiven Medienausstellung hat sich über die letzten acht Jahre eine internationale Community, bestehend aus Wissenschaftlern, Gestaltern, Programmierern, Medienstudierenden und -schaffenden, über das im Biennale Rhythmus stattfindende internationale MOTYF Festivalan Orten wie Warschau, Mainz, Dublin und demnächst Wellington, etabliert.

Die Relevanz des Themas in der heutigen Zeit zeigt sich im kulturellen Beitrag mit deutlichen Auswirkungen auf das Arbeitsfeld der Kommunikationsmedien an sich. Schrift ist nicht mehr nur Ausdruck in der ursprünglichen Buchstabenform, sondern erfährt über neue Medientechnologien eine Erweiterung. Maschinengenerierte Texte, erstellt durch Algorithmen zur Auslese großer Datenmengen und deren semantischen Verbindungen, eröffnen völlig neue „Textwelten“. Sinneinheiten werden automatisiert erzeugt, zusammengefasst und dienen selbst als Ausgangsmaterial für weitere Einheiten. Möglich werden diese Verknüpfungen durch virtuelle Zusatzinformationen über Metatags und die Omnipräsenz in flüchtigen, instabilen Online-Medien. Schrift im realen virtuellen Raum wirft die Frage nach der Verlässlichkeit über ihre immanente Bedeutung auf. Welche Relevanz haben Texte, von denen wir nicht wissen wo sie entstanden sind, wer sie zitiert oder verändert hat oder welche Algorithmen zu welchem Zweck, zu welcher Zeit und für welche Identität sie zu Tage gefördert haben. Seit einigen Jahren beschäftigen wir uns im z zg vor diesem Hintergrund mit der Frage nach dem „Future Text“.

Das Moving Types Archiv beinhaltet daher nicht nur eine historisch relevante Sammlung, sondern auch aktuelle Beispiele von Schrift im Kontext der Vernetzung von Dingen, künstlicher Intelligenz, automatisierten virtuellen Identitäten und den digitalen Erweiterungen des menschlichen Körpers zum trans­humanen Datenspeicher. Im Vordergrund steht dabei ein nachhaltiger Wissenstransfer der 2011 entstandenen Idee und Marke „Moving Types“. Das Anliegen umfasst die historische Entwicklung der Schrift in Bewegung zu archivieren und eine Plattform für den wissenschaftlichen Austausch zum Themenfeld „Future Text“ zu initiieren. Durch die Öffnung des Archivs ist es möglich die künstlerische Historie, den Gestaltungsgeist und die Ästhetik im Zusammenhang mit den Methoden und Medientechnologien einer jeden Zeit so aufzubereiten, dass nicht nur den beiden Hochschulen Mainz und Gmünd, sondern auch internationalen Experten ein digitaler Zugang möglich wird. Das digitale Archiv kann dabei unter der Beteiligung der Community wachsen und kontinuierlich mit Informationen angereichert werden. Das gewährleistet die Nachhaltigkeit für weitere Generationen.

Ausblick und Transfer


Die Aufarbeitung der Inhalte bietet in mehrfacher Weise Raum für neue Lehrformate und Forschungsarbeiten. Durch die Etablierung von Daten als Medium des Wissenstransfers  stellt das Vorhaben eine Basis für nationale und internationale Transferprojektezwischen Studiengängen, Fachbereichen, Instituten in der Hochschule sowie der Medienindustrie und Medienwirtschaft dar. Das digitale Archiv dient auch als Grundlage für eine permanente Präsenz der Sammlung in Form einer Dauerausstellung am Standort Mainz.